An der RWTH Aachen arbeiten Forscherinnen und Forscher an einem voll implantierbaren Kunstherz, das die Wartezeit auf ein Spenderorgan überbrückt. Das Start-up ReinHeart aus Aachen entwickelt das Kunstherz für den klinischen Einsatz weiter.
Mehr als 10.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Die Wartezeit erstreckt sich für Betroffene häufig über Jahre – und endet teilweise erfolglos. Wenn Organe gespendet und transplantiert werden, dann sind das häufig Niere oder Leber, schon an dritter Stelle liegt das Herz: Laut Eurotransplant wurden in der Bundesrepublik 2019 insgesamt 324 Herzen gespendet und transplantiert. 706 Personen stehen aber weiterhin auf der Warteliste für ein lebensrettendes Organ. Und für genau diese Menschen arbeitet die ReinHeart TAH GmbH gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern der RWTH Aachen an einem voll implantierbaren Kunstherz, das die Wartezeit auf ein Spenderorgan überbrückt.
„Wir entwickeln in Aachen mit dem ReinHeart das erste Kunstherz, das mindestens fünf Jahre lang voll implantiert im Körper der Patienten verbleiben kann“
Dr. Thomas Finocchiaro, wissenschaftlicher Leiter der ReinHeart TAH GmbH
„Wir entwickeln in Aachen mit dem ReinHeart das erste Kunstherz, das mindestens fünf Jahre lang voll implantiert im Körper der Patienten verbleiben kann“, erklärt Dr. Thomas Finocchiaro, bis vor kurzem Teil des Forschungsteams der RWTH, nun wissenschaftlicher Leiter der ReinHeart TAH GmbH. Die Technologie wurde 2019 von der RWTH Aachen an das Start-up ReinHeart übertragen, das sich auf die Entwicklung des Kunstherzsystems spezialisiert hat. Der Gamechanger hin zu einem voll implantierbaren Kunstorgan war dabei eine patentierte magnetische Antriebstechnik, entwickelt von Forscherinnen und Forschern am Lehrstuhl für Angewandte Medizintechnik (AME) an der der RWTH Aachen. Für den Vorläufer des ReinHeart wurde ein neuartiger Direktantrieb entwickelt, der nahezu verschleißfrei arbeitet und nur wenig Abwärme erzeugt. „Wir konnten zudem das Gewicht und die Größe des Kunstherzes verringern, es gleicht nun annähernd dem menschlichen Herzen“, erklärt Heiko De Ben, Technischer Leiter der ReinHeart TAH GmbH und betont die Relevanz dieser Weiterentwicklung: Je kleiner die Maschine, desto mehr Menschen könne sie potentiell eingesetzt werden. Einmal implantiert, schlägt das Kunstherz dann ohne Schlauch- oder Kabelverbindung nach außen, was das Infektionsrisiko bei Patienten enorm senkt. Die Pumpeinheit des Kunstherzes besteht dabei aus zwei Pumpkammern, die mit ihren künstlichen Klappen die Funktion der Herzkammern übernehmen. Zwischen ihnen liegt, durch Membranen abgetrennt, der patentierte elektromagnetische Antrieb, mit dem der Druckverlauf des menschlichen Herzens nachgebildet wird.Dieses voll implantierbare Kunstherz könnte den herrschenden Mangel an Spenderherzen reduzieren, bis heute ist es aber nicht im klinischen Einsatz. Um die neue Antriebstechnik für das Aachener Kunstherz nun auch in die Kliniken zu bringen, hat PROvendis im Mai 2019 im Auftrag der RWTH Aachen einen Kaufvertrag mit der ReinHeart TAH GmbH zum erfolgreichen Abschluss gebracht. Das Start-up ReinHeart hat sich auf Kunstherzsysteme spezialisiert und entwickelt die Aachener Erfindung stetig weiter.
Erfunden wurde die wertvolle Alternative zur Herztransplantation von einem Team aus Aachen, eine ganze Reihe von Spezialisten hat an der Entwicklung mitgewirkt: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Lehr- und Forschungsgebietes Kardiovaskuläre Technik des Instituts für Angewandte Medizintechnik (AME) am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen und des Universitätsklinikums Aachen, des Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ) und des RWTH Instituts für Elektrische Maschinen (IEM) setzten ihr Know-how für die Entwicklung des Kunstherzens ein.